«Sarganserländer»: Die heilsame Ordnung

«Sarganserländer»: Die heilsame Ordnung

Text als PDF

Die heilsame Ordnung anerkennen

Im Auftrag des Samaritervereins Walenstadt referierten am Dienstag im Pfarreitreff Rägä-bogä André und Anke Hintermann zur systemischen Familien- oder Organisationsaufstellung.

Von Katrin Wetzig

Walenstadt. – Vor sehr interessiertem Publikum gab das Systemtherapeuten-Ehepaar André und Anke Hintermann aus Obfelden Einblick in die Anwendung der systemischen Familienaufstellung nach Bert Hellinger.

Die innere Ordnung einhalten

Seit Frühling 2006 betreiben die beiden eine selbstständige Praxis mit einem umfangreichen Angebot in Bezug auf Familienaufstellungen, aber auch als Coaches oder Lebens- und Paarberater. Sie veranstalten Seminare und Vorträge. Bis zu ihrer Selbstständigkeit arbeiteten beide in ihren angestammten Berufen, im Bankensektor und als Juristin. Aus dieser Zeit entstammten sicherlich auch wichtige Erfahrungen in Bezug auf die menschliche Ordnung in Organisationen, in denen man ebenfalls mit einer Aufstellung wichtige positive Impulse für ein besseres Arbeitsklima setzen. Wie dies funktionieren kann, zeigte André Hintermann später an einem Fallbeispiel.

Einleitend wurde deutlich, wie wichtig und prägend familiäre Strukturen über die Kindheit hinaus wirken. Grundpfeiler menschlichen Daseins seien einerseits die Zugehörigkeit zu einem System, (bleibend wie in der Familie aber auch freiwillig wie beim Arbeitgeber), anderseits die Ordnung im System und der Ausgleich. So beschrieb André Hintermann das System als Mobilé. Wenn ein Teil in Bewegung gerate, so habe dies direkte Auswirkung auf alle anderen Teile, konkretisierte er.

 

Sich im Guten lösen können

Gewisse Prinzipien dürften nicht verletzt werden. Auch totgeschwiegene, abgetriebene Kinder oder Ausgeschlossene (vielleicht Behinderte oder Suchtkranke) seien Teil des Systems. Ihr Ausschluss bleibe nicht wirkungslos, weil sich Menschen, die unbewusst ihren Platz einnähmen, auf unerklärliche Art fehl am Platz fühlen könnten. So könnten körperliche Symptome darauf hinweisen, dass ein Kind unbewusst versuche, mit grossem Verantwortungsbewusstsein den fehlenden Vater zu ersetzen. Dies gelinge allerdings höchstens vordergründig, denn das Kind könne dadurch sein eigenes Leben nicht finden, erklärte Anke Hintermann.

Auch seien Hierarchien in der Familie zu entdecken. Unbewusst übernähmen Menschen Reaktionsmuster aus vorhergehenden Generationen. Die Familienaufstellung bringe ans Licht, wo die innere Ordnung durcheinander geraten sei und sei so Grundvoraussetzung, um sich im Guten von dieser fehlerhaften Struktur zu lösen, um „heil zu werden“.

 

Geben und Nehmen im Einklang

Als Hilfsmittel präsentierte André Hintermann an einem Beispiel nicht nur auf verblüffende Art die Wirkung lebender Stellvertreter, die prompt gefühlsmässig im Raum agierten, sondern auch kleine Holzfigürchen, Klebezettelchen und so genannte Bodenanker (farbige, richtungsmarkierte „Fuss-abdrücke“). Bei lebenden Stellvertretern sei immer auf unerklärliche Art eine gefühlsmässige Reaktion zu beobachten – sogar körperliche Symptome seien dabei manchmal festzustellen berichtete Anke Hintermann. Was mit „Ausgleich“ gemeint sei, erklärte André Hintermann am Beispiel einer Bankangestellten, die den angehäuften Schuldenbetrag ihres Partners abzahlte. Hier sah der Fachmann persönliche Probleme aufkommen, da es dem Partner nie möglich sein würde, diese grosse Grabe zurückzuzahlen. Es sei wichtig, dass Geben und Nehmen sich die Waage hielten, um schlechte Gefühle zu vermeiden.

 

Zur Vertiefung

Unter www.insac.ch gibt es nützliche Hinweise für Personen, die das Thema vertiefen möchten. In Zusammenarbeit mit der Naturheilpraxis Eveline Tschirky, Walenstadt, bietet das Paar in Weisstannen ein Familien-, Berufs- und Lösungsaufstellungsseminar an. (kw)