Wer kann eine Aufstellung leiten?
Es sind dies systemisch arbeitenden Therapeuten und Coaches, die über eine fundierte Ausbildung im Familienstellen und der Leitung von Veränderungsprozessen verfügen und verantwortungsvoll mit dem Klienten umgehen. Dabei ist es meines Erachtens auch essenziell, dass (jeder) Therapeut selbst an seinen eigenen „Themen“ aktiv arbeitet, um sie nicht in die Klientensituation hineinzubringen.
Familienstellen hat insbesondere mit einer entsprechenden Haltung des Therapeuten zu tun:
Eine Haltung geprägt von Respekt und Achtung gegenüber dem Klienten als Menschen und Teil seines Familiensystems, unabhängig davon, was dieser getan hat oder was in seinem System vorgefallen ist; also frei von Verurteilung, Pauschalisierung und Wertung. Respekt und Achtung vor der Art und Weise, wie der Klient seine schwierigen Situationen bisher bewältigt hat.
Es gibt keine Patentrezepte, die auf jede Person anwendbar sind: Jeder Fall ist so individuell wie die Person und dessen System. Jede Situation ist neu. Jeder Lösungsweg ist individuell.
Respekt vor der Situation und dem, was sich in der Aufstellung zeigt: Der Therapeut ist nur das „Instrument“ im Dienste dessen, was möglich ist.
Frei sein davon, den Seminarteilnehmern „etwas bieten“ zu wollen, d.h. unbedingt ein Resultat vorzulegen. Das heisst, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren und auch die Entscheidung fällen können und ein Gespür dafür zu haben, eine Aufstellung zum richtigen Zeitpunkt zu beenden.
Nicht helfen wollen, sondern dem Teilnehmer ein Lösungsbild aufzeigen und Impulse geben, damit dieser eigenverantwortlich bleibt – sonst droht nur eine Abhängigkeit zum Therapeuten und das ist für niemanden gut, ausser für seine Kasse.
Liebevoller Umgang mit den Klienten. Liebevoll meint nicht nur, nett und zuvorkommend zu sein, sondern schliesst auch mit ein, auch unangenehme und möglicherweise tabuisierte Themen an- und auszusprechen – im Sinne der Lösung. Wieviele Dinge im Leben und in der Familie sind nicht ausgesprochen – aus Scham, Schmerz, Erhalt eines Ansehens, etc. – und wieviele Leute leiden darunter. Gut, wenn blockierende Dinge ausgesprochen werden – im Sinne einer Lösung.
Nachbetreuung: An einem solchen Seminar können über die Prozesse alte Bewältigungsmuster und Verstrickungen (von denen man sich ja lösen möchte) geklärt werden. Das ist nicht immer ein einfacher Weg und zurück im Alltag kann es sein, dass dieses neue Anwenden schwierig und/oder schmerzhaft ist. Auch nach einer Aufstellung soll ein Leiter den Klienten also da und konkret ansprechbar sein, und gegebenenfalls weitere Unterstützung in separaten Coaching-Sitzungen bieten, also für eine Umsetzungsbegleitung im Alltag.
Es gibt in der Branche der Familienaufsteller einige Therapeuten und Seminarleiter, welche ein paar Bücher von Bert Hellinger (oder anderen bekannten Exponenten) gelesen und an ein paar Seminaren teilgenommen haben. Diese haben möglicherweise die „Mechanik“ des Familienstellens mitbekommen, aber noch nicht die wirkliche Essenz.
Erkundigen Sie sich deshalb vor einer Anmeldung nach der Ausbildung des Seminarleiters und seiner Haltung. Rufen Sie ihn/sie an und lassen Sie Ihr eigenes Bauchgefühl zu Worte kommen: Passt diese Person zu mir? Fühle ich mich angesprochen und aufgehoben? Besuchen Sie vielleicht zuerst ein Seminar als Stellvertreter/In und machen Sie sich so ein eigenes Bild über die Arbeitsweise. Hören Sie unbedingt auch auf Ihren „Bauch“.
Beitrag von André & Anke Hintermann www.insac.ch