Männer und Aufstellungen

Männer und Aufstellungen

Mehrheitlich sind es Frauen, welche am Familienstellen interessiert sind und sich zu Seminaren anmelden. Dabei sind Männer genauso Teil von Familiensystemen und haben eine ebenbürtige Rolle als Partner, als Vater, als Sohn und als Mann inne.

Viele Frauen wünschen sich, dass ihre Männer ebenso Interesse am Familienstellen haben, weil sie es als Möglichkeit sehen, an so einem Seminar neue Impulse für die Ausgestaltung der Beziehung und gegebenenfalls Lösungsansätze für Paarkonflikte sehen.

Als Mann und aus meiner eigenen ersten Erfahrung mit dem Familienstellen kann ich die Zurückhaltung der Männer gut verstehen. Eigentlich beschäftigen uns innerlich viel mehr Themen, als wir nach aussen zeigen. Klar, da wären wir ja Schwächlinge, wenn wir zugeben würden, dass wir vieles gar nicht so im Griff haben, oder dass wir unglaublich viel Energie verbrauchen, um unser nach aussen sorgfältig aufgebautes Image aufrecht zu erhalten. Denn wir haben gelernt: Du musst hart arbeiten, gute Noten nach Hause bringen, viele Tore im Fussball schiessen, Leistung erbringen, kräftig sein, weiterkommen – dann bist Du richtig, dann bist Du gut, dafür kriegst Du Anerkennung. Aber: Du darfst nicht schwach sein, auch nicht traurig, nicht verlieren und weinen liegt überhaupt nicht drin, du sollst keine Schmerzen haben, innere Schmerzen schon gar nicht. Auf die Zähne beissen ist angesagt – denn sonst bist Du kein Mann, sondern ein Schwächling, ein Versager, ein Weichei.

Im Mix zwischen Beruf, Familie, Partnerschaft, Erziehung und eigenen Bedürfnissen wird es dann zunehmend schwierig, dem vermeintlich optimalen Bild des zielorientierten, hart arbeitenden und erfolgreichen Berufsmann, des verständnisvollen und zärtlichen Ehemanns, dem fürsorglichen und liebevollen Vater zu entsprechen…. Dabei hätte man(n) auch mal eine Schulter zum Anlehnen und Streicheleinheiten nötig! Und deshalb sperren wir Männer Themen aus, die uns verunsichern. Wo wir nicht „unseren Mann stehen können“ – bei denen die eingeschliffenen Muster nicht greifen.

Wenn es um Gefühle geht und darum, unser wirkliches Befinden auszudrücken, dann wird es vielfach schwierig. Woher sollen wir denn wissen, dass das o.k. ist? Was wurde uns vorgelebt? Welche Unterstützung haben wir wirklich erlebt beim „Mann-Werden“?

Deshalb sind gerade Familienstellen-Seminare eine grosse Chance für Männer: Sie sind nicht an irgendwelchen höheren Lebensweisheiten ausgerichtet, sondern die Anliegen sind reale Themen aus dem Leben der Teilnehmenden, die Aufstellungen sind lösungsorientiert und es gibt viele neue Impulse für das eigene Leben.

Der Rahmen unserer Seminare ist „Du bist richtig wie Du bist“ – für jeden Teilnehmer. Aus dieser urteilsfreien Welt ergeben sich gute Gespräche mit den anderen. Mit dem Familienstellen können Männer entscheidende neue Einblicke haben, welche sie weiterbringen. Sie können sehen, welche Entwicklungschancen in der Partnerschaft, in der Erziehung und in der Gestaltung des eigenen Lebens bereit liegen.

Familien-, Berufs- und Lösungsaufstellungen können auch im Rahmen eines begleitenden persönlichen Coachings erfolgen.

Beitrag von André Hintermann www.insac.ch