Aus der Praxis: Der richtige Platz in der Geschwisterreihe
Eine Frau (Ursula) wünscht sich schon lange eine Partnerschaft. Sie ist oft traurig, fühlt sich allein. Die Männer, denen sie in den letzten 10 Jahren begegnet ist, sind nicht zu haben. Sie sind jeweils verheiratet oder leben im Ausland. Sie selbst ist das zweite von vier Kindern. Das erste Kind, ein Bub, starb kurz nach der Geburt. Nach ihr sind noch zwei Knaben. Der Vater war gewalttätig gegenüber der Mutter. Ursula hat oft ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Mutter.
Ursula will mit Bodenankern arbeiten. Ich bitte Sie, für den Vater, die Mutter und sich einen Bodenanker auszuwählen.
In der Aufstellung ist die Mutter wie erstarrt, schaut in eine Richtung. Ursula starrt auf ihre Mutter, der Vater schaut hinaus, gegen die Wand. Ursula will der Mutter helfen, die Mutter ist nicht erreichbar. Wir holen den früh verstorbenen Bruder und die beiden jüngeren Brüder hinzu. Ursula steht an ihren Platz in der Geschwisterreihe. Sie sagt spontan: «Es fühlt sich gut an, hier zwischen meinen Brüdern zu stehen.» Zum älteren Bruder: »Du bist der erste, ich bin die zweite. Gerne hätte ich dich kennengelernt. Du hast nun einen Platz in meinem Herzen.» Sie sagt zur Mutter: « Mama, dies ist mein verstorbener Bruder. Ich bin das zweite Kind.» Sie fühlt, dass die Mutter wacher wird und auf den Bruder schaut. «Es ist deine Traurigkeit um das verlorene Kind. Ich lasse diese Trauer nun bei dir. Ich bin nur das zweite Kind und kann das erste nicht ersetzen.» Und nach einer Pause: «Mama, ich bleibe. Bitte schau lieb auf mich, wenn ich fröhlich bin.» Sie möchte nun beide Eltern sehen. Wir drehen die Karte des Vaters um. «Papa, wir sind vier Kinder. Es war schwer für dich und Mama, als der Erstgeborene Sohn starb. Ich achte euer Schicksal. Die grosse Trauer um das Kind lasse ich bei euch.»
Beitrag von Irene Lötscher