Was ist das Systemische Familienstellen?

Was ist das Systemische Familienstellen?

„Sichtbar machen, was im Verborgenen wirkt, und dafür eine Lösung finden“

Gleich vorneweg: Es ist schwierig, das Familienstellen umfassend zu erklären, am besten ist, wenn man es persönlich erlebt. Eine bekannte Aufstellerin brachte es einmal treffend auf den Punkt: „Es ist nicht dasselbe, ob ich mir vom Film im Kino erzählen lasse oder wenn ich ins Kino gehe und mir den Film selbst anschaue“.

Genauso ging es mir, als ich zum allerersten Mal an einem Seminar teilnahm. Natürlich hatte ich vorher etwas darüber gelesen und auch von anderen Personen davon gehört – und natürlich war ich auch kritisch (und sehr unsicher, was da auf mich zukommen sollte!). Als ich jedoch schon nach kurzer Zeit als Stellvertreter in einer Aufstellung stand, begriff ich erst die Dimension und worum es wirklich geht und was man damit für Erfahrungen machen kann.

Gerade aus meiner eigenen ersten Erfahrung heraus verstehe ich das Bedürfnis nach ein paar einführenden Erklärungen:

Mit der Methode des Familienstellens (Systemische Aufstellungen) können neue Einsichten im Zusammenhang mit Schwierigkeiten in der Familie, der Partnerschaft, in beruflichen Situationen, bezüglich der Gesundheit und im Kontext von schweren Schicksalsschlägen gewonnen werden. Durch diese neue Sichtweise können Lösungen gefunden werden, die auch ein leidvolles Schicksal wenden oder erleichtern können.

Es geht bei einer Aufstellung also darum, andere Sichtweisen zu erhalten auf das, was mein Leben und mein Verhalten in bestimmten Situationen aus dem Unbewussten heraus prägt. Was ist es, was mich traurig, krank, ängstlich, erfolglos, überschwänglich, gereizt, beziehungslos, todesmutig usw. macht? Weshalb tue ich gewisse Dinge obwohl ich sie gar nicht müsste? Weshalb tue ich gewisse Dinge nicht, obwohl ich sie müsste? Habe ich den richtigen Platz im Familiensystem? Prägt das Schicksal einer anderen Person in meiner Herkunftsfamilie mein Leben?

Die Betrachtung und der Erkenntnisgewinn für Lösungen, die durch eine bisher unsichtbare Bindung an das Herkunftssystem verunmöglicht waren, bringen Klarheit und Erleichterung, Verständnis und Achtung von den verschiedenen Schicksalen – und zeigt neue Wege für ein Leben in Freiheit und Verbundenheit auf.

Das Familiensystem gedeiht am Besten und zum Wohle jedes Einzelnen, wenn die zentralen Prinzipien berücksichtigt sind:

  • Jeder ist auf seinem richtigen Platz und füllt ihn aus (z.B. der Vater ist auf seinem Platz als Vater, als Sohn, als Partner)
  • Jeder hat ein Recht auf Zugehörigkeit zur Familie (auch die ‚Schrägen‘, die Schlimmen, die Ungeborenen und die schwarzen Schafe)
  • Das Geben und Nehmen ist im Gleichgewicht (die Eltern geben den Kindern, die Kinder tragen nichts für die Eltern)

Werden diese Prinzipien aus Absicht oder unwissentlich verletzt oder nicht angewendet, muss eine nachfolgende Person im System das ausgleichen – zu seinen Lasten und ohne Schuld. Dies zu erkennen, die Dinge buchstäblich ‚in Ordnung‘ bringen und sich aus nicht erteilten Aufträgen und Rollen zu befreien gibt einem die ganze Lebenskraft und Eigenverantwortung.

 

Beitrag von André Hintermann www.insac.ch